24. September bis 7. November 2025
Vernissage: 24. Sept. 19 Uhr


Niclas Anatol

Weight of the Empty - Das Gewicht der Leere

 

In der Kunst des Bildhauens ist der Stein mehr als nur ein Material – er ist ein Dialogpartner, ein aktiver Mitgestalter, dessen Geheimnisse und Potenziale erst durch den respektvollen Umgang mit ihm ans Licht kommen. Der Titel „Das Gewicht der Leere“ spiegelt diese komplexe Beziehung wider, die zwischen dem Schöpfer und dem Schaffensprozess entsteht. Es ist ein Titel, der die paradoxe Kraft der Skulpturen aufgreift: das scheinbar Schwerelose, das sich aus der Reduktion und dem Weglassen formt, während gleichzeitig die Essenz des Steins bewahrt bleibt.

 

Der Stein, ein Material von uralter Präsenz, wird in diesem Prozess nicht beherrscht, sondern respektiert. Jedes Stück Marmor, jeder Block Naturstein, ist ein ungeschliffenes Fragment, das bereits eine Geschichte in sich trägt, bevor es mit den Händen des Künstlers in Berührung kommt. Der kreative Akt ist weniger ein Eingriff als vielmehr ein Herauslocken – eine Symbiose zwischen der Schaffenskraft des Menschen und der Widerstandsfähigkeit des Steins. Es geht nicht darum, dem Material aufzuzwingen, was es nicht ist, sondern zu entdecken, welche Form bereits in ihm angelegt ist und wie diese sich in der Auseinandersetzung mit dem Werkstoff entfaltet.

 

„Das Gewicht der Leere“ thematisiert die Spannung zwischen Substanz und Abwesenheit, zwischen dem physisch Greifbaren und dem, was durch den Akt des Wegnehmens entsteht. Das Aushöhlen, das Durchbrechen und das Freilegen von Hohlräumen schaffen Strukturen, die in ihrer Zerbrechlichkeit eine neue Art von Stabilität erfahren. In der Reduktion wird der Stein leichter, die Schwere wird transformiert, und es entsteht eine Fragilität, die gleichzeitig Stärke besitzt. Die Skulptur wird zur Metapher für das, was jenseits der Oberfläche liegt: eine Leere, die nicht leer ist, sondern eine neue Dimension von Präsenz eröffnet.

 

Jede Skulptur ist ein Moment der Kontemplation, ein Stillstand im Fluss der Zeit. Der Betrachter ist eingeladen, in diese Räume der Leere einzutauchen, die in Wirklichkeit alles andere als leer sind. Sie tragen das Gewicht ihrer eigenen Geschichte, ihrer Form und ihrer Transformation. In ihrer Reduziertheit entfalten sie eine tiefere Bedeutung, die sich erst in der Auseinandersetzung mit dem Werk offenbart. Es ist diese Spannung – die zwischen der physischen Präsenz des Steins und der immateriellen Leere, die er mit sich trägt – die das Werk zur Erfahrung macht.

 

In der Wechselwirkung zwischen dem Künstler und dem Stein entstehen nicht nur Formen, sondern auch Fragen. Was bleibt, wenn alles Überflüssige entfernt ist? Was ist der Kern dessen, was uns als „wirklich“ erscheint? „Das Gewicht der Leere“ ist ein Versuch, diesen Fragen in künstlerischer Form nachzugehen und eine Einladung an den Betrachter, sich auf eine stille, tiefgründige Auseinandersetzung mit dem Material und seiner Transformation einzulassen.

 

Niclas Anatol wurde 1972 in Wien geboren und studierte Malerei an der Universität für angewandte Kunst Wien in der Meisterklasse von Adolf Frohner (1994–2000). Anschließend war er für Brigitte Kowanz im Projektmanagement und der Produktionsleitung tätig (2008–2017). Er wurde mehrfach mit Stipendien und Preisen ausgezeichnet und blickt auf Symposien, Studienreisen und Ausstellungen im In- und Ausland zurück, unter anderem erhielt er 2004 den Bank Austria Kunstpreis sowie den Österreich/Ungarn-Preis der Universität für angewandte Kunst Wien. Gemeinsam mit Romana Egartner gründete er das künstlerische Duo ROMANATOL. Ihr Film „Städte von heute, Ruinen von morgen“ wurde 2017 als Gewinnerfilm von 20 seconds for art von KÖR prämiert. Niclas Anatol ist Mitglied des Kunstvereins Kärnten sowie von Kunstwerk Krastal, wo er im Vorstand mitwirkt. Er lebt und arbeitet in Wien und Kärnten.

 

Die Ausstellung ist bis 7. Nov., Mittwoch bis Freitag von 15 bis 18 Uhr und während der Veranstaltungen des kfa geöffnet!

 

 


Programm 2025

 

Irmgard Hummitzsch

5. 2. - 21. 3. 2025

 

Ernst Gradischnig

9. 4. - 9. 6. 2025

 

Niclas Anatol

24. 9. - 7. 11. 2025

 

xx xxx

19. 11. ´25 - 17. 1.´26




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